Boris Billaud




von Cedric Mineur 2025

Einführung

Die Landschaftsmalerei ist seit dem Hochmittelalter historisch dokumentiert. Ihre Blütezeit erlebte sie zwischen 1850 und 1920, als sie sowohl in Paris als auch in Berlin die Malerei in die Moderne führte. In den Pariser Salons und den Berliner Ausstellungen entbrannte damals ein Streit zwischen der Romantik (z.B. Friedrich, "Kalkfelsen"; Zerstreuung, Bildungsbürgertum, etc. ) und dem Realismus (z.B. Courbet, "Steinklopfer"; einfaches Leben, Bauern und Arbeiter etc.). In dessen Folge zerfielen die alten Dogmen der Klassizisten am steifen Hof. Der Weg wurde frei für eine Rezeption, die den emotionalen Ausdruck, den malerischen Duktus und die kräftign Farben begrüssten. „Ein Kunstwerk ist ein Stück Natur, gesehen durch die Augen eines Temperaments.“, definiert Zola in einem berühmten Zitat.

Vor dem Ersten Weltkrieg verdrängten die neu gestalteten Städte, die Industriearchitektur und die soziale Welt der Bourgeoisie die Landschaftsmalerei zunehmend als Sujet für die Moderne. Ländliches wurde von der neuen Bürgerschicht (die den Geschmack der Kunst seither bestimmt) und ebenso von den sozialkritischen Künstlerschaft aus der Stadt zunehmend als Kitsch, als reaktionär und als altmodisch betitelt, Hinterbänklerisch. Solche Moden hinterlassen immer auch Leichen, wie Adolphe Monticelli (1824-86), einem experimentellen Maler des 19 JH., dessen Einfluss heute fast vergessen ist. Sein eigenwilliger Stil, der zwischen Impressionismus und Expressionismus lagert, war der Zeit voraus, eine neue Form, nicht nur der Landschaftsmalerei. Er beeindruckte damit neben Cecanne (1839-1909) auch van Gogh (1853-90), beide blieben aber - künstlerisch-malerisch gesehen - weit hinter seinen experimentellen Ideen zurück und bevorzugten ruhigere Gewässer (siehe Bilder unten), die sich dann auch in der Öffentlichkeit durchsetzten. Monticelli hat aber auch viel Mist gemalt, gesellschaftliche Szenen, die er besser verkaufen konnte, die ihm wohl den Ehrenplatz in der französischen Malerei kostete.

Grundsätzlich wandte sich die Malerei nie von der Landschaft ab. Davon zeugen Werke Mitte der Sechziger, wo malerische Experimente mit diesem Motiv explizit auf die l'art pour l'art-Tradition hinweisen. Also die Unabhängigkeit von Moden, Zeit, wie sie damals, unter neu entdeckten fernöstlichem Einflüssen, als ein Wegweisendes Konzept verstanden wurde. Gerhard Richter praktiziert diese Ideologie immer noch, während Kirkeby einen nüchternen räumlichen und strukturellen Bezug fand.

Landschaftsmalerei wird heute häufig nur dazu genutzt, um Themen wie Umweltzerstörung, Urbanisierung oder die Beziehung zwischen Mensch und Natur zu reflektieren. Es geht gleichzeitig meist eher um die emotionale Ausdrucksweise der KünstlerInnen als um das künstlerische Entwicklungspotential.

LandschaftsmalerInnen

Die Auswahl und Erzählung der Landschaftsmalerei bezieht sich hier vor allem auf die Einflüsse auf Boris Billaud Verständnis von Malerei. Ihm geht es generell um die Frage, ob Landschaftsmalerei, als universelles Motiv und Konzept, jene biederschwellige Verbindung ist, die fähig ist, nach der Auflösung der Kommunikation als Mittel der verbindlichen Organisation der politischen und sozialen Welt, wieder ein Anfangspunkt, ein Ort der Erinnerung gemeinsamer Menschlichkeit sein kann. Er schafft malerische Orte, an dem diese individuellen Welten (Stadt-Land) zusammenkommen.

Pieter Bruegel der Ältere (1525–1569), Jean-François Millet (1814–1875, Adolph von Menzel (1815–1905), Wilhelm Leibl und Wassili Perow.

Zufällige Auswahl Schweiz:

Alexandre Calame (1810-1864), berühmt seine Schweizer Alpenlandschaften
Francois Diday (1802-1877), Lehrer von Calame
Bartholemy Menn (1815-1893),Vermittelte neue Strömungen, beeinflusste spätere Künstler
Charles Giron (1850-1914), Schüler von Menn und Diday. Malte das Gemälde im Nationalratssaal in Bern
Karl Stauffer (1857-1891), studierte in München, unterrichtete u.a. Käthe Kollwitz

Ottilie Wilhelmine Roederstein (1859-1937), Ausbildung Zürich, München und Paris.


J. A. Koch (1768-1839). Kunststil: Romantik, Wasserfälle bei Subiaco, 58 x 68cm


Jean-François Millet. Kunststil: Realismus, "Die Ährenleserinnen" (1857),110 x 84


Karl Stauffer_Bern, Waldteich mit Enten und Seerosen, ca. 1888, 102 x 73.5


Adolphe Monticelli, 1882, Meereslandschaft bei Marseille,


Paul Cecanne, um 1892-95, Landschaft bei Mont Sainte-Victoire

Vincent van Gogh, 1890, Die Ebene von Auvers
Ottilie Wilhelmine Roederstein, Bergsee, 1905, 18x28


Per Kirkeby, Fram Herbst, 2005




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